Margherita Giovanni entführt uns sommerlich-launig ins Italien der Fünfzigerjahre. Die Zutaten sind simpel: ein kleines, katholisches Dorf, deutsche Urlauber, Vespas, Sonnencreme, Postkarten und vor allem - keine Smartphones oder Navigationssysteme.
“Adria mortale” ist ein bisschen “Urlaub wie damals” - jeder Dorfbewohner hat so seine Eigenheiten und erfüllt das eine oder andere Klischee, aber auch die Urlauber werden treffend karikiert.
Damals wie heute trübt ein Streitthema die Urlaubsidylle: wie weit darf oder muss Tourismus gehen? Befürworter und Gegner liefern sich Debatten über größere Hotels, Parkplätze, Camping und das Bewahren von Flora, Fauna und malerischer Küste.
Der Beginn des Buches fängt all dies wunderbar ein und trifft das Zeitgefühl sehr gut. Da man aber weiß, dass man einen Krimi liest, wartet man einige Seiten länger als gewohnt auf das versprochene Verbrechen.
Erst dann bekommt auch Lorenzo Garibaldi seinen Auftritt. Der Commissario wühlt sich nach einer eingehenden Untersuchung der Leiche ebenso durch die Struktur im Dorf wie der Leser. Es sind viele Bewohner und Namen und da jeder jeden kennt, standen sie alle in irgendeiner Beziehung zum Opfer.
Es dauert etwas, bis man da einen guten Überblick bekommt. Das Buch ist außerdem so aufgebaut, dass in den relativ langen Kapitel die Schauplätze mehrmals wechseln, gekennzeichnet durch große Absätze mit Sternchen dazwischen.
Garibaldi hat also keine einfachen Ermittlungen vor sich, das und die verschiedenen Handlungsschauplätze ziehen den Krimi in der Mitte etwas in die Länge. Doch die schöne Atmosphäre, das Setting und dass am Ende alles aufgeklärt wird, helfen darüber hinweg.
Zwischen Gelato, Espresso und Amaretto bietet “Adria mortale” auf 380 Seiten einen unterhaltsamen mentalen Kurzurlaub. Ein Krimi für jeden Sommer.
Erstmals veröffentlicht am 24.05.2021.
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