Vorsicht, dieses Buch sollte man nicht mit falschen Erwartungen lesen, um es genießen und schätzen zu können. Wer sich einen klassischen fiktiven Thriller oder Ermittlungsarbeit erwartet, wird hier enttäuscht. Der Autor fügt reale Ereignisse, die vor rund 150 Jahren in Schottland stattgefunden haben, zu einem ausführlichen Protokoll zusammen, die er mit fiktiven Personen und einigen eigenen literarischen Ideen zusammenfügt.
So ergibt sich eine ganz besondere Geschichte rund um einen Teenager, dessen Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt und die als arme Bauern mehreren Herrschaften unterstellt sind.
Im Heimatdorf dieses Teenagers, Roderick Macrae, geschehen
drei bestialische Morde. Der Autor, Graeme Macrae Burnet (ob irgendwie verwandt
oder einfach nur zufällige Namensgleichheit wird nicht angesprochen), lässt den
Leser mit auf Spurensuche gehen, wie es denn zu den Taten kam, die Roderick
angelastet werden.
Im Gefängnis schreibt dieser ein Manuskript, gewissermaßen eine Autobiografie und zusammen mit den Augenzeugenberichten von damals und den Prozessakten leben die Beteiligten und die Ereignisse von damals wieder auf.
Im Gefängnis schreibt dieser ein Manuskript, gewissermaßen eine Autobiografie und zusammen mit den Augenzeugenberichten von damals und den Prozessakten leben die Beteiligten und die Ereignisse von damals wieder auf.
Auch wenn, besonders im Prozess-Abschnitt, sehr viel immer wiederholt wird und die Geschichte dadurch schon etwas langatmig wirkt, ist die Idee und die Umsetzung doch sehr besonders und eine ganz eigene Herangehensweise. Realität und Fiktion ergänzen sich so gut, dass man sie nicht unterscheiden kann (der Autor erklärt aber, was von ihm stammt) und so wie sich die Geschichte liest, kann sie sich wohl tatsächlich ereignet haben.
Als „Thriller“ würde ich das Buch nicht bezeichnen, dazu ist die Spannung doch eine ganz andere, denn sie ergibt sich nicht aus einer Tätersuche oder grausigen Andeutungen. Spannend ist vielmehr zu sehen, wie damals, 1869, die Menschen im schottischen Hochland gelebt haben. Zudem erfährt man wie Disziplinen, die uns heute bei der Verbrechensaufklärung selbstverständlich erscheinen, damals erst in ihren Anfängen steckten und auch noch teilweise sehr abstruse Theorie vertreten wurden, als es darum geht, ob ein Täter denn nun zurechnungsfähig ist oder nicht.
Zusätzlich birgt dieser Roman die Möglichkeit, die eigenen
Grundsätze und Moralvorstellungen zu prüfen. Wie hätte ich in dem Prozess
entschieden? Was hätte ich an Rodericks Stelle getan? Was ist nötig, um
Machtmissbrauch beweisen zu können? Somit bleibt das Buch auch nach dem Ende im
Gedächtnis und macht durchaus nachdenklich.
Zuletzt aktualisiert am 12.04.2018.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über jede Meinung :)
Habt ihr das Buch schon gesehen oder gelesen? Gibt es Detailfragen zu meinem Text? Nur her damit! Und nicht vergessen: Bitte das Häkchen bei "Benachrichtigungen erhalten" setzen, da ich immer gerne antworte.
Wer das tut, bekommt von Google die Mails zu neuen Kommentaren an die im Google-Profil hinterlegte Adresse. Davon abmelden kann man sich über zwei Wege: das Häkchen hier entfernen oder den Link im Info-Mail nutzen.
Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Googleprodukt, erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung & Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.