Freitag, 19. April 2019

Die Farben des Feuers von Pierre Lemaitre

Dieses Buch habe ich auf lovelybooks.de für eine Leserunde gewonnen.

(c) hobbyrezensentin.blogspot.com
Dieser Roman ließ mich sehr zwiegespalten zurück, ich musste erst einmal einige Tage darüber nachdenken und das Gelesene analysieren. Nun, da ich dies schreibe, bin ich es immer noch.

Ein auffallender Punkt: Die Inhaltsangabe weckt im Schnitt doch etwas andere Erwartungen als das Buch dann tatsächlich erfüllt, hier sollte man vorsichtig sein und sich zum Beispiel nicht zu viele geschichtliche Anteile erhoffen.

Klar, die Handlung um eine Pariser Bankenfamilie ist natürlich eingebettet in die Zeit von 1927 bis 1933, dennoch ist der Fokus relativ eng an den Hauptpersonen und ihren Problemen ausgerichtet, sodass der Leser über weite Strecken auch nur diese wahrnimmt und nicht geschichtlich zusätzlich viel Informationen bekommt.
Der Schreibstil ist auf seine Art besonders, aber leider nicht konsistent. Zu Beginn eher flapsig mit Anteilen von schwarzem Humor wechselt er später zu einem nüchternen Erzähler, der aus dem Hintergrund die Geschehnisse begleitet.

Punkten kann der Roman mit den Figuren, vor allem den Nebenrollen. Das polnische Hausmädchen/Pflegerin, die niemand versteht und die daher auch der nicht polnisch-sprechende Leser nicht versteht, bringt Witz in die traurige Geschichte rund um den zutiefst verletzten Paul, einen Buben, der charakterlich einige Wandlungen vollführt und der ein - im Vergleich zu dem was ihm vorherbestimmt war - ungewöhnliches Leben führt. Ein Buch, geschrieben aus seiner Sicht, hätte mir auch besser gefallen als das vorliegende.

Dieses stellt eine Frau, Madeleine - Pauls Mutter, in den Mittelpunkt, von der man zuerst viel erwarten darf, dann enttäuscht wird, dann wieder Hoffnung für sie schöpf und sich am Ende erst recht nicht mehr sicher ist, was man von ihr halten soll. Unterschätzt und behütet, beginnt sie ihren eigenen Rachefeldzug gegen jene, die ihr übel mitgespielt haben und verteidigt zunächst ihren Sohn und am Ende auch sich selbst heldenhaft. Dennoch, mit einem “Graf von Monte Christo” konnte ich wesentlich mehr mitfühlen als mit Madeleine.

Mit dieser Rezension ist es ein bisschen so wie meiner Meinung nach mit diesem Buch: Viel gesagt und dennoch irgendwie Verwirrung hinterlassen. Ich bin also zwiegespalten, kann den Roman nicht komplett verteufeln, aber auch nicht direkt empfehlen. Wer komplett ohne Erwartungen an die Sache herangehen kann und einfach nur Literatur lesen möchte, kann hier zumindest gut unterhalten werden.





Zuletzt aktualisiert am 19.04.2019.

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